Layerstruktur in AutoCAD Ohne macht keinen Spaß

Jeder kennt es vermutlich - eine Fremddatei kommt als Planungsgrundlage herein, aber statt damit zu arbeiten, möchte man nach kurzer Zeit am liebsten den Rechner aus dem Fenster werfen. Angefangen bei phantasiereichen Layernamen wie Kopie von Außenwand EG neu über sich nur durch Groß- und Kleinschreibung unterscheidende Namen bis hin zu völlig planlosen Steuerungen der Eigenschaften ist alles dabei. Das ganze natürlich ohne jede Dokumentation. Gemeckert ist schnell, aber wie kann eine robuste und zugleich alltagstaugliche Layerstruktur, die sowohl die Konstruktion als auch die Ausgabe (Plot) erleichtert, aussehen?

Skizzierung Layerstruktur
Ansatz für eine mögliche Layerstruktur

AutoCAD lässt uns alle Freiheiten, wie wir mit den Layern umgehen. Deshalb wird es auch den einen allgemeingültigen Weg nicht geben, es kommt wie so oft auf den Anwendungsfall an. In diesem Artikel soll es um ein paar grundlegende Eckpfeiler gehen, die meiner Meinung nach für eine funktionierende Layerstruktur unbedingt beachtet werden sollten. Als Anwendungsfall habe ich hier die Architektur gewählt, die Ideen lassen sich aber auf jede andere Branche übertragen.

Was sind Layer und was kann man mit ihnen anfangen?

Die Standarderklärung lautet meist stellt es euch wie Transparentpapiere, die übereinandergelegt werden vor. Nett, aber nur die halbe Wahrheit. Zum einen haben Layer keine Hierarchie, d.h. sie liegen alle in einer Ebene und nicht übereinander. Zum anderen geht die Funktionalität weit über die von gestapelten Papieren hinaus. Nehmen wir das Beispiel einer einfachen Linie von A nach B. Für sich genommen ist das Ding ein ziemlich dummes Objekt; abgesehen von den geometrischen Eigenschaften enthält sie null Informationen (so nicht jemand auf die gloreiche Idee kommt Angaben zur Darstellung direkt dem Objekt mitzugeben). Aber: jedes Objekt muss auf einem Layer liegen - also warum damit der Linie nicht etwas mehr Intelligenz einhauchen und auf einem Layer Objekte mit ähnlicher Bedeutung zusammenzufassen? Warum nicht dem Layer einen Namen geben, der die Bedeutung der Linie widerspiegelt? Zu welchem Bauteil gehört sie; welches Material wird dargestellt; ist es eine geschnittene Darstellung? Alles Dinge die man in den Layernamen packen kann und so in seine Zeichnung eine Semantik bekommt.

Abgesehen davon haben wir über die Layereigenschaften eine einfache und mächtige Möglichkeit das Aussehen (Farbe, Linienstärke, Linientyp) der Objekte zu steuern, was insbesondere auch für den Plot interessant ist. Inwieweit man außer der Layerfarbe weitere Eigenschaften heranzieht wird weiter unten noch besprochen. Wir können aber festhalten:

  1. Objekte enthalten in der Regel keine Informationen zur Darstellung (immer die Eigenschaft vonLayer bzw. vonBlock)
  2. Objekte erhalten über die Layerzugehörigkeit eine semantische Bedeutung
  3. für die Darstellung im Plot sind die Layereigenschaften ggf. in Kombination mit einer Plotstiltabelle zuständig (siehe unten)

Was heißt das für eine Layerstruktur?

Aus oben geschriebenen Überlegungen folgt also, dass wir eine Layerstruktur brauchen, über die wir eine Semantik in die Zeichnung bekommen können. Es geht also bei der Namensfindung nur darum, was dargestellt wird und nicht wie. Diese Struktur sollte idealerweise problemlos erweiterbar sein, einer einheitlichen Regel bei der Benennung folgen (dann lassen sich die Layer auch in Filtern oder Skripten problemlos über die Namen ansprechen), keine Spaghetti-Namen erzeugen und einigermaßen aussagekräftig sein. Für den Architekturbereich könnte das z.B. so aussehen:

Bauteil Komponente Material Darstellung
Tür TUER Rahmen RAHM Holz HOLZ geschnitten GESC
Fenster FENS Füllung FUEL Stahl STAH verdeckt VERD
Wand WAND Bestand BEST Beton BETO Schraffur SCHR
Decke DECK Abbruch ABBR Mauerwerk MAWE Symbol SYMB

Ob man eine Vierstufigkeit braucht und nach welchen Eigenschaften die Spalten aufgebaut sind, hängt ganz davon ab, wie feingranular man unterscheiden möchte, mitunter reicht auch deutlich weniger. Kann man so einteilen, wie es für das eigene Gewerk erforderlich ist. Wichtig ist nur, dass jede dieser Spalten beliebig erweiterbar ist, es also nie Probleme gibt, wenn man weitere Layer braucht.

Der ein oder andere Architekt unter den Lesern wird vielleicht eine Angabe wie Erdgeschoss oder Obergeschoss vermissen. Diese sind an dieser Stelle bewusst weggelassen, da die Aufteilung nach Geschossen, Bauabschnitten, Sichten (Ansicht, Schnitt, Grundriss…) u.ä. besser über das zweite mächtige Strukturelement - die externen Referenzen - gelöst wird.

Layerliste

Aus der Layerstruktur ergeben sich immer eindeutige Layernamen und jedes Objekt ist immer eindeutig einem Layer zuweisbar. Möchten wir beispielsweise die Schraffur eines Holzfensters an der Schnittfläche des Rahmens zeichnen, ergibt sich der Layername aus dem Bauteil Fenster, der Komponente Rahmen, dem Material Holz und der Darstellung Schraffur. Da man innerhalb von Layernamen am besten auf Sonderzeichen (außer Minus und Unterstrich), Umlaute und Leerzeichen verzichten sollte (es sei denn man hat Spaß an völlig unerklärlichen Fehlern), ergibt sich ein Layername von z.B. FENS_RAHM_HOLZ_SCHR oder fensRahmHolzSchr. Wem das zu kryptisch ist, der darf natürlich auch längere Kürzel verwenden, ist Geschmacks- und Gewöhnungssache.

Damit wir später einfach nach Namen filtern können, ist es wichtig, dass jede Rubrik im Namen mit einer festgelegten Anzahl an Zeichen (im Beispiel in allen Rubriken vier Zeichen) besetzt wird. Brauchen wir also z.B. ein Layer auf dem die Blöcke, die Holzfenster darstellen abgelegt werden, dann würde ich einen Namen wie FENS_0000_HOLZ_SYMB vorschlagen.

Als Layereigenschaften sind in jedem Fall die Farben von Bedeutung, da diese für die Unterscheidbarkeit der Objekte beim Zeichnen (wenn mit Objekteigenschaft vonLayer gearbeitet wird) zuständig sind. So man mit einer farbabhängigen Plotstiltabelle (ctb) arbeitet, werden die Layerfarben auch für die Objekteigenschaften im Plot interessant. In diesem Fall sollte man also unbedingt den Darstellungen (Achse, Schraffur etc.) unterschiedliche Farben zuweisen, damit man sie gezielt per ctb ansprechen kann. Welche man dafür nimmt, ist einerlei … man sollte nur dran denken, dass ausschließlich die Indexfarben per ctb angesprochen werden können.

Layerfilter

Es ist ersichtlich, dass auf diesem Wege eine Vielzahl an Layern entstehen kann/wird. Deshalb seien an dieser Stelle die Layerfilter erwähnt, die einem das Leben leichter machen. Da wir mit einer eindeutigen Struktur bei der Namengebung gearbeitet haben, lassen sich die passenden Filter recht einfach erstellen. Wollen wir die Layerliste beispielweise nach allen Fensterlayern filtern, genügt ein einfacher Eigenschaftenfilter, der als Filterkriterium nach Layernamen mit der Zeichenfolge „fens” und einer beliebigen Zeichenfolge danach sucht. AutoCAD stellt verschiedene Platzhalter zur Verfügung, der Platzhalter für „eine beliebige Zeichenfolge” ist ein „*” - als Filter reicht also ein „fens*”.

Layer beim Plot: Plotstil vs. Layersteuerung

An dieser Stelle scheiden sich mal wieder die Geister. Die einen setzen komplett auf die Layersteuerung, die anderen komplett auf Plotstile und dann gibt es noch diejenigen, die Teile über die Layer und Teile über Plotstile steuern. Es gibt wie so häufig kein generelles Richtig oder Falsch - alles hat seine Vor- und Nachteile:

Alles per Layer

Vorteile
nur eine Stelle, an der eingegriffen werden muss
Linientyp und -stärke gehen bei Übergabe in andere Programme in der Regel nicht verloren
Nachteile
bei nachträglichen Änderungen muss jede Datei angefasst werden
Ansichtsfensterüberschreibungen zwingend

Alles per ctb

Vorteile
zentrale Datei zum steuern, d.h. Änderungen sind ohne weitere Schritte in jeder Datei sofort verfügbar
im Idealfall keinerlei Eingriffe auf Objekt/Layerebene nötig
keine Ansichtsfensterüberschreibung nötig
Nachteile
nur eine ctb pro Layout möglich
ctb muss zusätzlich zur dwg ausgeliefert werden
keine eigenen Linientypen per ctb ansteuerbar, d.h. man muss ggf. an zwei Stellen (ctb und Objekt/Layer) eingreifen
Linientyp und -stärke bleibt bei Übergabe an andere Programme im Regelfall auf der Strecke

Mischbetrieb

Relativ häufig anzutreffen ist ein Mischbetrieb, bei dem nur die Farbsteuerung per ctb erfolgt.

Vorteile
keine Ansichtsfensterüberschreibung nötig
Übergabe von Linienstärke und -typ an andere Programme relativ problemlos
Nachteile
zwei Räder mit denen der Plot gesteuert wird
nur eine ctb pro Layout möglich
ctb muss zusätzlich zur dwg ausgeliefert werden

Wie man es macht, muss jeder für sich entscheiden. Solange man mit den Linientypen, die per ctb darstellbar sind, zurechtkommt und keine Zeichnungen auf einem Blatt hat, die unterschiedliche ctbs erfordern würden, ist der Weg rein über die Plotstile sicherlich ein gut gangbarer. Vor allem, da man sich weder beim Zeichnen noch beim Plotten Gedanken über die Darstellung machen muss - wenn die Standards und Werkzeuge richtigt definiert sind, läuft es von alleine. Man stößt aber zugegebenermaßen an Grenzen, wenn die Anforderungen ans Layout steigen oder Informationen zum Aussehen der Objekte an andere CAD-Programme weitergegeben werden sollen. Dann sollte man auf eine der beiden anderen Möglichkeiten wechseln - mit Hilfe der Layerstandards, Layerstati und ähnlichen Hilfsmitteln ist das auch alles beherrschbar. Wie man es auch macht, das wichtigste ist, dass es einheitlich nach definierten und dokumentierten Standards passiert!

Fazit

Eine allgemeingültige Layerstruktur kann es nicht geben. Die Qualität hängt immer von der Verknüpfung mit den anderen Strukturlelementen (Dateien (externe Referenzen) und Blöcke) ab. Man sollte also ein wenig Zeit für die Einführung und Pflege dieser Standards einplanen.

Ja, ich weiß, dass es im stressigen Alltag mitunter schwer ist, sich Gedanken über solch strukturellen Dinge zu machen … der Plan muss raus, der Chef drängt, Feierabend kennt man nur vom Hörensagen. Aber ist das ein Grund jedes Mal von neuem Chaos zu produzieren? Warum nicht einmal Firmenstandards entwickeln und staunen wieviel Zeit und Papier man damit spart? Vom Informationsmehrwert in der Zeichnung ganz zu schweigen - Flächenberechnungen und Bauteillisten liegen damit zum greifen nah.