Beschriftungsfunktion in AutoCAD Damit immer alles lesbar ist

Nachdem man das maßstabsgetreue Plotten mit AutoCAD in den Griff bekommen hat, schließt sich spätestens bei der Ausgabe in unterschiedlichen Maßstäben die Frage an, wie man Objekte zur Planbeschriftung (z.B. Bemaßungen, Raumstempel etc.) unabhängig vom Maßstab immer in der gleichen Größe auf das Blatt Papier bekommt. Bis einschließlich der 2007er-Version war dies nur mit einiger Mühe möglich, die mit der 2008er-Version eingeführte Beschriftungsfunktion macht einem das Leben inzwischen leichter.

Skizze zu Beschriftungsobjekten
Dieselbe Zeichnung auf verschiedenen Plänen in unterschiedlichen Maßstäben - Beschriftungsobjekte behalten trotzdem auf dem Papier die gleiche Größe

Voraussetzungen

Ich gehe davon aus, dass wie in AutoCAD und der Maßstab beschrieben geplottet wird und die Beschriftungsobjekte (Texte, Bemaßungen, Blöcke, Schraffuren etc.) im Modellbereich angelegt werden. Letztere könnte man theoretisch auch im Papierbereich erstellen, was in der Praxis allerdings einem geschmeidigen Arbeitsablauf in der Regel entgegensteht.

Bitte nicht von der Bezeichnung Beschriftungsobjekte irritieren lassen. Ist etwas unschön aus dem Englischen übersetzt (Annotation), meint in AutoCAD aber im Grunde alle Objekte, die nicht zur Objektgeometrie gehören, sondern deren Größe bezogen auf das Blatt Papier relevant ist.

Grundlagen

Unter den genannten Voraussetzungen werden - ohne weitere Maßnahmen - die Beschriftungsobjekte (wie jedes andere Objekt auch) mit dem dem Ansichtsfenster zugewiesenen Skalierfaktor (Benutzerspezifischer Faktor) skaliert. Was bei den Geometrieobjekten noch gewollt ist, um die Konstruktion maßstäblich auf das Blatt Papier zu bekommen, führt bei den Beschriftungsobjekten dazu, dass sie je nach Skalierfaktor zu groß oder zu klein auf das Papier kommen.

Um die Beschriftungen kontrolliert in der gewünschten Größe darzustellen, muss man also schon bei der Erstellung selbiger den späteren Skalierfaktor des Ansichtsfenster gegenrechnen. Allgemein ausgedrückt: die Objekte werden mit einer Größe in Zeichnungseinheiten erstellt, die sich aus der gewünschten Größe in Papiereinheiten multipliziert mit dem Kehrwert des Skalierfaktors des Ansichtsfensters errechnet. Klingt komplizierter als es ist, schauen wir uns ein kleines Beispiel dazu an:

Beispiel: Wir denken beim Zeichnen in Millimetern und möchten einen Text erstellen, der auf einem Plan im Maßstab 1:100 mit 3 Millimeter Texthöhe geplottet wird. Wenn wir das Textobjekt erstellen, müssen wir also berücksichtigen, dass dieses im Ansichtsfenster mit dem Faktor 0.01 (=1:100) skaliert wird, es würde also in einer Höhe von 0.03 Papiereinheiten (Millimeter) geplottet werden. Der Kehrwert des Skalierfaktors ist demzufolge 100:1=100. Daraus ergibt sich eine Texthöhe in Zeichnungseinheiten von 300 (=3*100), in welcher das Textobjekt erstellt werden müsste.

Soweit so gut, aber spätestens, wenn man ein- und dieselbe Beschriftung in verschiedenen Maßstäben ausgeben möchte, steht man vor dem nächsten Problem. Welchen benutzerspezifischen Faktor, also welchen Maßstab, soll man berücksichtigen?

Die Antwort ist so naheliegend wie nervig: alle! Bis einschließlich AutoCAD 2007 kommt man also nicht drumherum für jeden gewünschten Maßstab ein entsprechendes Objekt anzulegen und über die Layersteuerung ein- bzw. auszublenden.

Die Lösung: Beschriftungsfunktionalität

Eine Neuerung trat mit der Version 2008 ein. Seitdem können bestimmte Objekte (Texte, Bemaßungen, Schraffuren, Blöcke etc.) eine Beschriftungsfunktionalität erhalten. D.h. diesen Objekten kann man über den Befehl objektmass einen oder mehrere Maßstäbe zuordnen, die sogenannten Beschriftungsmaßstäbe. Hinter diesen Maßstäben verbirgt sich nichts anderes als die guten alten Skalierfaktoren, jetzt aber unter einem Namen abgespeichert. AutoCAD legt nun anhand der in der Maßstabsliste hinterlegten Skalierfaktoren automatisch die benötigten Objekte in den passenden Größen an und gleicht die dem Objekt und dem Ansichtsfenster zugewiesenen Beschriftungsmaßstäbe miteinander ab. So diese übereinstimmen, wird das Objekt mit der für diesen Maßstab passenden Größe angezeigt. Ist einem Objekt nicht der Beschriftungsmaßstab des Ansichtsfensters zugeordnet, wird es (in Abhängigkeit von annoallvisible) nicht angezeigt. Es steckt also das gleiche Prinzip wie beim beschriebenen manuellen Weg dahinter, nur um einiges eleganter und zeitsparender für den Anwender.

Maßstabsliste

Essentiell für die korrekte Funktion ist eine passend konfigurierte Maßstabsliste (scalelistedit). In dieser sind die Skalierfaktoren als Verhältnis von Zeichnungseinheiten zu Papiereinheiten unter frei wählbaren Namen hinterlegt. Wie diese sich in Abhängigkeit der gedachten Zeichnungseinheit berechnen ist in AutoCAD und der Maßstab beschrieben.

Eine Maßstabsliste ist immer pro Datei gespeichert, die Einstellungen dazu sollte man also in den Vorlagedateien vornehmen. Zum einfachen Abgleich von Bestandsdateien und/oder Fremddateien mit der passenden Maßstabsliste bietet sich der Weg über die Vorgabemaßstabsliste an. Diese ist pro Rechner gespeichert und überschreibt auf Knopfdruck die Maßstabsliste einer Zeichnung.